14. November 2015, Bremen. Am Nachmittag verteilt der Bremer Ableger von „Gemeinsam Stark Deutschland“ (GSD) an der Nordseite des Hauptbahnhofs Kleidung und Lebensmittel an Bedürftige/Obdachlose. Etliche Mitglieder der aus den HoGeSa-Strukturen hervorgegangenen Gruppe sind seit langer Zeit durch Aktivitäten im gesamten hiesigen Nazispektrum bekannt.
Mit von der extrem braunen Verteilungspartie sind etwa 15 Personen, darunter z. B. Dennis Müller, Michael Füger und Markus Neumann (Altnazi-Glatze und Mitglied der „Endstufe-Crew“), Marcel Kuschela (seines Zeichens auch Ex-Schlagzeuger der rechten Hooliganband „VollKontaCt“) oder Michael Hampe, der auch als Security am – wie passend! – Bremer Hauptbahnhof arbeitet.
Auffälligster Teilnehmer der Aktion ist jedoch ein anderer: Fritjof Balz. Balz trat 2015 zunächst als Gründer und Schreihals der Bürgerinitiative „Rekumer Straße 12 – nicht mit uns“ in Erscheinung, die gegen ein kleines Wohnheim für straffällig gewordene, unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Bremen-Farge Stimmung machte.
Bei den Bremer Bürgerschaftswahlen im Mai 2015 kandidierte er dann auf Listenplatz 3 für die „Bürger in Wut“ (BIW) – einen regionalen Haufen von Law-und-Order-Pöblern unter der Führung des Ex-Polizisten Jan Timke, der bereits vor etlichen Jahren im Bremer Ableger der Partei von Koksnase Schill aktiv war.
Balz saß zunächst ab Juli 2015 für die BIW im Beirat Blumenthal, trat aber eigenen Angaben zufolge am 20. November der „Alternative für Deutschland“ (AfD) bei. Seine nicht-vorhandenen Berührungsängste, mit bekannten regionalen Nazis politisch öffentlich aktiv zu werden, stehen dabei fast schon exemplarisch für den Rechts-Schwenk der AfD nach der Abspaltung des „moderaten“ Flügels um Parteigründer Lucke unter dem neuen Label „ALFA“ (dem sich seinerzeit auch die beiden Bürgerschaftsabgeordneten Christian Schäfer und Piet Leidreiter anschlossen).
Erst vor wenigen Wochen fiel die regionale AfD durch eine verstärkte Toleranz gegenüber bekannten Nazis auf. Ganz vorne dabei ist immer auch der Bürgerschaftsabgeordnete Alexander Tassis, der mit rassistischer Hetze als geistiger Brandstifter seit Wochen seinen Beitrag zu einem gesellschaftlichen Klima leistet, in dem Nazis sich ermutigt fühlen, Flüchtlinge und ihre Unterkünfte zu attackieren (weit über 1000 bekannt gewordene Fälle nur in 2015).
Insofern passt Fritjof Balz durch seinen bisherigen politischen Werdegang bestens in die neue Hetzerclique der Bremer AfD. Auch auf Bundesebene mehren sich erste Anzeichen, dass sich die AfD anlässlich eines möglichen NPD-Verbots als neues Nazi-Auffangbecken zu positionieren versucht.
Inwieweit es dabei zukünftig auch in Bremen zu erneuten gemeinsamen Aktionen mit eindeutigen Nazis – z. B. aus dem Hooligan- oder Musikspektrum – kommt, bleibt abzuwarten.
Siehe auch: Tag der Patridioten