Oktober 2015, Schwanewede. Seit einiger Zeit patrouilliert eine selbsternannte „Bürgerwehr“ in Schwanewede durch die Straßen, sie hatte sich anlässlich der Unterbringung von Geflüchteten in der früheren Lützow-Kaserne formiert. Auch online ist die Gruppierung zu finden, hier benutzt sie zum Info-Austausch die Facebook-Seite „Schwanewede & Umzu – Wir reden Klartext“, auf der mithilfe von absurden Bedohungsszenarien versucht wird, rassistische Stimmungsmache zu betreiben.
Ganz so überraschend ist es da nicht, dass mit Denis Zadow ein bekannter Nazi die Gruppe anführt. Aber nicht nur Zadow (siehe unten) ist in der Gruppe aktiv. Unter den Facebook-Mitgliedern finden sich auch andere regionale Nazis wie Sascha Humpe (seit vielen Jahren NPD-Funktionär, der sich an mehreren rechten Initiativen glücklos versuchte), Andreas Hackmann oder Markus Privenau. Auch der Bürgerschaftskandidat der „Bürger in Wut“, Fritjof Balz, ist mit von der Hetz-Partie. In Pressemitteilungen bedient er wieder und wieder rassistische Vorurteile und verbreitet offensichtliche Lügen zu vermeintlichen Straftaten und Krankheiten.
Bei rassistischer Hetze lässt sich auch die regionale AfD nicht zwei Mal bitten: neben Plakataktionen findet am 14. Oktober im Schwaneweder Restaurant „Lagune“ ein Vortrag mit dem Osterholzer Kreisverbandsvorsitzenden Uwe Wappler statt. Dieser konstruiert wirre Theorien über die deutsche Justiz und Geflüchtete und sieht eine Bürgerwehr in Schwanewede als notwendig an – auch er selber wolle diese aktiv unterstützen. Was etwa ein Dutzend im Publikum sitzende Faschos erfreut zur Kenntnis nehmen.
INFO: Denis Zadow
Die politische „Karriere“ des Schwaneweder Nazis begann bereits um 2005/2006 bei der Jugendgruppe der Bremer NPD. Zeitgleich engagierte er sich in der Rechtsrockszene, war u.a. Kopf und Sänger der Bremer Neonaziband Strafmass. Seit Jahren bewegt er sich innerhalb des deutschen Ablegers der englischen Naziterrorgruppe „Combat 18“ und war 2008 federführend an einer Reihe von Anschlägen auf linke Räume in der Bremer Region beteiligt.
Seit seinem Umzug nach Herne (NRW) hält er sich zuletzt seltener in der hiesigen Region auf, sein aktuelles Bandprojekt mit dortigen Rechtrocknazis nennt sich „Schuldig“ (Facebook-Link). Zadow gilt selbst in eigenen Kreisen nicht als die hellste Kartoffel auf dem Acker, kann aber immerhin zuverlässig in einer Tonlage grunzen.
Siehe auch:
Neonazis spielen Blockwarte (taz)
Aufmarsch der Rechten (Weser-Kurier)
Deutsche Sittenwächter mit Rechtsdrall (blick nach rechts)
Unschuldig? Neonazi-Musiker gründen Deutschrock-Band (LOTTA)