Bür­ger­schafts­wahl 2003 – Rückblick

Am 25. Mai 2003 wur­den in Bre­men und Bre­mer­ha­ven die neue Bür­ger­schaft (Lan­des­par­la­ment) sowie die Bei­räte gewählt. Die zuletzt regie­rende Koali­tion aus SPD und CDU hatte im Vor­wahl­kampf kräf­tig für eine Fort­set­zung ihrer Poli­tik gewor­ben. Letz­ten Endes wurde die große Koali­tion unter dem SPD-Bür­ger­meis­ter und „Oma-Knut­scher“ Hen­ning Scherf bestä­tigt. Die SPD kam am Ende auf 42,3% und die CDU nach gro­ßen Stim­men­ver­lus­ten auf 29,8%. Die rest­li­chen Pro­zente tei­len sich auf unter den ande­ren zur Wahl ange­tre­te­nen Par­teien. So kom­men die Grü­nen auf 12,8%, die FDP auf 4,2% (5,7% in Bre­mer­ha­ven) und die PDS auf 1,67%. Eine Beson­der­heit im Zwei-Städte-Bun­des­land Bre­men: wer in Bre­men oder Bre­mer­ha­ven über 5% der Stim­men erreicht, bekommt ein Man­dat im Bre­mer Par­la­ment, auch wenn im jewei­li­gen ande­ren Stadt­ge­biet zuwe­nig Stim­men erzielt wur­den. Wei­ter­le­sen

  • Veröffentlicht in: Enemy

Nazi­auf­marsch in Hannover

24. Mai 2003, Bre­men. Unter dem Motto „Heim­reise statt Ein­wan­de­rung, denn deut­sche Kin­der braucht das Land“ mar­schie­ren etwa 200 Neo­na­zis in der Nie­der­säch­si­chen Lan­des­haupt­stadt, umringt von hun­der­ten Gegen­de­mons­tran­tIn­nen und viel Poli­zei. Die Fascho­be­tei­li­gung aus dem Bre­mer Raum ist ziem­lich mau.

Schill-Stand in Findorff

10. Mai 2003, Bre­men. 6 Schil­lia­ner ver­tei­len auf dem Fin­dorf­fer Wochen­markt Flug­blät­ter an Pas­san­tIn­nen. Ein paar Meter wei­ter fin­det man den Scheiß oft zwi­schen fau­lem Gemüse im Müll­ei­mer wieder.

REP-Stand in Walle

10. Mai 2003, Bre­men. Etwa 10 Rep-Anhän­ger sind vor dem Walle-Cen­ter im „Wahl­kampf­ein­satz“. Gleich neben SPD und CDU ver­su­chen Harald Wiese und Anhang Pro­pa­ganda an Pas­san­tIn­nen loszuwerden.

Nazi-Pla­kate

9. Mai 2003, Raum Stuhr/Weyhe. Die „Freien Natio­na­lis­ten Weyhe“ ver­kle­ben Pla­kate anläss­lich der Befrei­ung Deutsch­lands im Mai 1945, Motto: „Wir fei­ern nicht“. Nun ja.

Bür­ger­schafts­wahl­kampf 2003 – Ausblick

Nun ist es wie­der soweit: über­all lächelnde Gesich­ter am Stra­ßen­rand, Luft­bal­lons und Fähn­chen in der Fuß­gän­ger­zone, dümm­li­che Sprü­che in der Zei­tung. Am 25. Mai 2003 fin­den in Bre­men und Bre­mer­ha­ven die Wah­len zur Bre­mer Bür­ger­schaft und zu den Bre­mer Stadt­teil­bei­rä­ten statt. Das heißt aber auch: ras­sis­ti­sche Hetze im Stra­ßen­bild, rechts­po­pu­lis­ti­sche Pro­pa­ganda vor Ein­kaufs­lä­den und Nazi-Pro­pa­gan­da­müll im Briefkasten.

Die­ser Text soll die übli­chen und unüb­li­chen Ver­däch­ti­gen des Par­tei­en­spek­trums von Rechts bis Rechts­extrem näher beleuch­ten und Infor­ma­tio­nen in Bezug auf die Wahl zusam­men­fas­sen. Wei­ter­le­sen

  • Veröffentlicht in: Enemy

Nazi­auf­marsch in Neumünster

5. April 2003 Neu­müns­ter. Knapp 400 Neo­na­zis mar­schie­ren gegen die Wehr­machts­aus­stel­lung in Neu­müns­ter, dar­un­ter auch der sich gern als „unpo­li­tisch“ gebende Andre Sage­mann aus Bre­men und sein Anhang.

Faschos kle­ben Propaganda

Boykott-PlakatApril 2003, Bre­men. Anläss­lich des Irak-Krie­ges ver­kle­ben Nazis der Freien Natio­na­lis­ten und ihrem Umfeld in meh­re­ren Stadt­tei­len Auf­kle­ber. Ver­ant­wort­lich im Sinne des Pres­se­rechts: Tobias Thies­sen aus Hamburg.

Gruf­ties freigesprochen

27. März 2003, Bre­men. Die „Gruf­ties gegen Rechts“ dür­fen auf ihrer Web­seite wei­ter­hin behaup­ten, dass der Ober­hau­se­ner VAWS (Ver­lag und Agen­tur Wer­ner Syma­nek) Tipps zur „Umge­hung von Geset­zen gegen Volks­ver­het­zung und ras­sis­ti­sche Mord­auf­rufe“ ver­öf­fent­licht. Das Land­ge­richt Bre­men ent­schei­det in einem von Wer­ner Syma­nek gegen die Gruf­ties ange­streng­ten Pro­zess, dass dies der Wahr­heit ent­spricht. Ver­tre­ten wird Syma­nek durch die Ham­bur­ger Anwäl­tin Gisa Pahl, deren Anwe­sen­heit von Andreas Hack­mann und zwei wei­te­ren Kame­ra­den abge­si­chert wird.

Siehe auch: Gruf­ties nicht tot zu krie­gen (taz)

Schill in Habenhausen

25. März 2003, Bre­men. „Koks­nase Schill“ fabu­liert im Hotel „Zum Wer­der­see“ (Holz­damm, in Bre­men-Haben­hau­sen) über nicht wei­ter benannte The­men. Mehr Inhalt­li­ches als die Anwe­sen­heit des Bun­des­vor­sit­zen­den ist den Pla­ka­ten jeden­falls nicht zu ent­neh­men. Ent­spre­chend gering ist die Publikumsbeteiligung.

Stand der deut­schen Partei

22. März 2003, Bre­men. Die Deut­sche Par­tei beginnt ihren Bür­ger­schafts­wahl­kampf mit einem Stand in der Innen­stadt. Einige anti­fa­s­chi­tisch moti­vierte Mit­men­schen kom­men zum Dis­ku­tie­ren vor­bei. Die „Natio­nal­kon­ser­va­ti­ven“ zei­gen sich aller­dings nicht sehr gesprä­chig, die Poli­zei erteilt Platzverweise.

Ber­lus­coni – Fafanculo!

6. März 2003, Bre­men. Der „kleine Duce“ kommt nach Bre­men. Aus die­sem Anlass demons­trie­ren unge­fähr 1000 Men­schen „Gegen den Krieg nach innen und außen“. Ein fet­tes Bul­len­auf­ge­bot inkl. Spa­lier lässt die Demo bis auf bis auf Sicht­weite an den Ort der „deutsch-ita­lie­ni­schen Kon­su­la­tio­nen“ heran. Es flie­gen ein paar Farb­eier, die reich­lich anwe­sen­den Spe­zi­al­ein­hei­ten grei­fen zwölf Per­so­nen heraus.

Irgend­wie fin­den zwar alle Frak­tio­nen, mit Aus­nahme von Bür­ger­meis­ter Hen­ning Scherf, Ber­lus­coni gar nicht so toll, aber „man muss ja froh sein, wenn man über­haupt einen Staats­be­such bekommt“, meint zumin­dest die CDU.

Alles in allem ein ziem­lich frus­trie­ren­der Tag, außer einer mit­tel­mä­ßi­gen Latsch­demo ist ja anschei­nend nicht viel pas­siert. Bleibt zu hof­fen, dass die Bre­mer Szene bei sol­chen Anläs­sen in Zukunft deut­lich mehr auf die Reihe kriegt.

Warne­cke muss sparen

3. März 2003, Bre­men. Robert Warne­cke, Netz­meis­ter der schein­to­ten Seite „freie-nationalisten.com“, hat einen Pro­zess auf­grund eines tät­li­chen Angriffs gegen einen lin­ken Jugend­li­chen. Er hatte ihn am 14. Mai 2002 in einem Ein­kaufs­zen­trum bru­tal nie­der­ge­schla­gen. Warne­cke muss dem Opfer nun meh­rere Hun­dert Euro zah­len, also ist im Rei­hen­haus im beschau­li­chen Achim mal wie­der Spa­ren angesagt.

Wahl­kampf!

März 2003, Bre­men. In Bre­men ist der Wahl­kampf aus­ge­bro­chen. Zu Tau­sen­den wird man von Grin­se­ba­cken und Post­wurf­sen­dun­gen beläs­tigt, über­all wer­den Ver­spre­chun­gen gemacht dass sich die Bal­ken biegen.

  • Die DVU lässt von der Deut­schen Städte-Reklame rie­sige Pla­kat­wände und Lit­fass­säu­len bekle­ben, Zitat: „Ein Mann, ein Wort, ein Titt­mann“. Dazu kom­men per Post Haus­wurf­sen­dun­gen an Jung­wäh­le­rIn­nen und ein Flug­zeug kreist über der Stadt. Aller­dings wer­den die­ses Jahr deut­lich weni­ger Pla­kate auf­ge­hängt, was daran lie­gen wird, dass die DVU im Ver­gleich zu frü­her per­so­nell dahin­siecht und nur durch die finan­zi­el­len Mit­tel der Bun­des­par­tei über­haupt im Stande ist, im Wahl­kampf wahr­nehm­bar zu sein.
  • Die Schill­par­tei fällt durch mas­sive Pla­kat­wer­bung, einige Ver­an­stal­tun­gen und Info­stände auf, die in meh­re­ren Stadt­tei­len statt­fin­den. Zur Unter­stüt­zung der Info­stände reiste sogar Schill-Mate­rial aus Ber­lin an.
  • Die Traum­tän­zer der Deut­sche Par­tei haben außer hau­fen­weise Pla­ka­ten (Slo­gan: „Bre­men wählt – genau wie frü­her – Deut­sche Par­tei“) und dem Wunsch, mit einem zwei­stel­li­gen Wahl­er­geb­nis in die Bür­ger­schaft ein­zu­zie­hen, nicht viel zu bieten.

Also dann: two more weeks to go!