Das Bre­mer-Land von Rechts bis Rechtsextrem

Obwohl die Anzahl regio­nal akti­ver Nazis in den letz­ten Jah­ren eher sta­gnierte oder sogar zurück­ging, muss fest­ge­stellt wer­den, dass sich ihre Struk­tu­ren im klei­nen oft­mals ver­fes­tigt haben. Die ver­schie­de­nen Akti­ons­fel­der der unter­schied­li­chen „Sze­nen“ im Nazi-Spek­trum sind dabei weit­ge­hend auf­ge­teilt. Trotz eini­ger Dif­fe­ren­zen zwi­schen vie­len die­ser Grup­pen und Grüpp­chen gibt es häu­fig Unter­stüt­zung und Zusam­men­ar­beit unter­ein­an­der. Im gro­ßen und gan­zen kann aber fest­ge­stellt wer­den, dass eine poli­ti­sche Außen­wir­kung und „Signal­ge­bung“ der regio­na­len Nazi­szene zur Zeit nicht gege­ben ist. Im fol­gen­den Text wer­den Struk­tu­ren, Ent­wick­lun­gen und Per­so­nen die­ser Kreise genauer beleuchtet. 

1) All­ge­meine Ent­wick­lung des NS-Spek­trums in der BRD

Nach den Ver­bo­ten von z. B. der FAP („Frei­heit­li­che Deut­sche Arbei­ter­par­tei“), der NF („Natio­na­lis­ti­sche Front“), der DA („Deut­sche Alter­na­tive“) oder der „Wiking-Jugend“ Anfang der Neun­zi­ger Jahre ori­en­tier­ten sich viele Mit­glie­der und Kader der ver­bo­te­nen Orga­ni­sa­tio­nen und Par­teien in die Rich­tung der NPD (Natio­nal­de­mo­kra­ti­sche Par­tei Deutsch­lands). Diese hatte damals die Türen für Neo­na­zis aus dem mili­tan­ten Spek­trum geöff­net und die Attrak­ti­vi­tät der Par­tei für die­sen Per­so­nen­kreis gestei­gert. Unter dem dama­li­gen Vor­sit­zen­den Udo Voigt wurde die­ses Kon­zept wei­ter aus­ge­baut. Die NPD ent­wi­ckelte sich so von einer über­al­te­ten Wahl­par­tei zu einer „Kampf- und Kader­par­tei“ für das gesamte Nazispek­trum. Ihre Jugend­or­ga­ni­sa­tion JN (Junge Natio­nal­de­mo­kra­ten) ver­folgte par­al­lel das glei­che Kon­zept, wobei ihr Haupt­au­gen­merk dar­auf lag, junge neue Kader aus­zu­bil­den und ihre Mit­glie­der auf den „Kampf“ vor­zu­be­rei­ten. Wei­ter­hin wurde ver­sucht, nicht ein­ge­bun­dene ört­li­che Kame­rad­schaf­ten, Kleinst­grup­pen und Ein­zel­per­so­nen in die Arbeit ein­zu­bin­den, auch ohne feste JN- oder NPD-Parteimitgliedschaft.

Zeit­gleich ent­wi­ckel­ten sich auch die soge­nann­ten „Freien Kame­rad­schaf­ten“ bzw. die „Freien Natio­na­lis­ten“. Diese wol­len unab­hän­gig von Par­teien als revo­lu­tio­näre Speer­spitze des mili­tan­ten Faschis­mus gese­hen wer­den. Mit eige­nen Struk­tu­ren, Medien, Tref­fen, Kon­zer­ten und Auf­mär­schen kön­nen sie für ihre Anhän­ger­schaft attrak­ti­ver und radi­ka­ler agie­ren als die NPD. Bun­des­weit wir­ken diese Kräfte zwar zer­split­tert, bei nähe­rer Betrach­tung gibt es aber ein Netz­werk mit Ver­bin­dun­gen und Ver­net­zun­gen in sämt­li­che Rich­tun­gen. Im Nor­den (Bre­men, Nie­der­sach­sen, Ham­burg, Schles­wig-Hol­stein und Meck­len­burg-Vor­pom­mern) gibt es wie­der­keh­rende Ver­su­che, eine über­re­gio­nale Orga­ni­sa­ti­ons­struk­tur auf­zu­bauen, dar­un­ter z. B. das „Akti­ons­büro Nord­deutsch­land“, das „Natio­nale und Soziale Akti­ons­bünd­nis Nord­deutsch­land“ (NSAB) oder zuletzt den sog. „Stamm­tisch Nord“.

Von Anfang an gab es zwi­schen den Füh­rungs­zir­keln der NPD/JN und denen der „Freien Kräfte“ erheb­li­che Aus­ein­an­der­set­zun­gen über die Füh­rungs­rolle inner­halb des Neo­na­zispek­trums. Im Nor­den wer­den die Akti­vi­tä­ten zur Zeit ein­deu­tig von den „Freien“ domi­niert – die NPD/JN wird allen­falls als Hilfs­mit­tel und Platt­form benutzt. Mitt­ler­weile haben viele Füh­rungs­ka­der aus Kame­rad­schaf­ten inner­halb der NPD Funk­tio­nen und Pos­ten auf Lan­des- und Bun­des­ebene über­nom­men, die NPD sel­ber ent­wi­ckelte sich damit zu einem Sam­mel­be­cken fast aller Strö­mun­gen inner­halb der rechts­extre­men Szene. Auch der „sub­kul­tu­relle Flü­gel“ hat sich wei­ter ent­wi­ckelt, es gibt gefes­tigte Struk­tu­ren und Ver­bin­dun­gen in ver­schie­de­nen Sze­nen, wie z. B. im Bereich Fußball/Fanszenen, Skin­head­szene, (NS-Black-)Metal-Szene.

2) Grund­sätz­li­ches zur Bre­mer Nazi-Szene

In Bre­men und dem Bre­mer Umland exis­tie­ren neben den wei­ter unten auf­ge­führ­ten Orga­ni­sa­tio­nen, Kame­rad­schaf­ten und Grup­pen aktu­ell wei­tere kleine, meist namen­lose Zusam­men­schlüsse unter­schied­lichs­ter Coleur, Größe und Ziel­set­zung. Viele lösen sich nach eini­ger Zeit wie­der auf um sich in ande­ren Kon­stel­la­tio­nen neu zusam­men­zu­fin­den, andere arbei­ten seit Jah­ren mehr oder weni­ger kon­ti­nu­ier­lich an ihren Zie­len. Unter die­sem gesam­ten Netz­werk gibt es Aus­tausch und Koor­di­nie­rung. Viele Nazis sind in meh­re­ren Grup­pie­run­gen aktiv. In ver­schie­de­nen bzw. wech­seln­den Zusam­men­schlüs­sen wer­den Auf­mär­sche, Kon­zerte, Ver­an­stal­tun­gen, Aktio­nen und Schu­lun­gen im gesam­ten nord­deut­schen Raum durch­ge­führt bzw. sich an ihnen beteiligt.

Auf einige Grup­pie­run­gen die­ses Netz­wer­kes wird im fol­gen­den Text näher eingegangen.

3) Freie Kameradschaften

In Bre­men gab es bis zu den Ver­bo­ten Anfang der neun­zi­ger Jahre meh­rere z.T. schon lange exis­tie­rende Grup­pen und Kreise (FAP, NF, DA). 1996 grün­dete sich dann aus einer „Freien Kame­rad­schaft“ um Mar­kus Pri­venau sowie ehe­ma­li­gen NF- und DA-Mit­glie­dern und Nach­wuchs­na­zis der JN-Lan­des­ver­band Bre­men. Nach par­tei­in­ter­nen Que­re­len auf Bun­des­ebene kam es Ende 1997 zur Auf­lö­sung die­ses Lan­des­ver­ban­des und zur Grün­dung der „Kame­rad­schaft Bre­men“ bzw. der „Freien Natio­na­lis­ten Bremen“.

Der alte Kern der „Freien Natio­na­lis­ten Bre­men“ bestand aus unge­fähr 5–10 Nazis (Andreas Hack­mann, Chris­tian Hamer, Simon Lahusen, Hans-Joa­chim Varn­horn, Alex­an­der Backes, Axel Gemp u.a.). Diese ursprüng­li­che Gruppe tritt zwar nicht mehr in ihrer dama­li­gen Beset­zung in Erschei­nung, den­noch sind einige ihrer ursprüng­li­chen Mit­glie­der wei­ter­hin in der Nazi­szene aktiv. Seit 2008 gibt es unter der „alten“ Bezeich­nung eine neue aktive Kame­rad­schaft. Als feder­füh­rend sind hier Thors­ten Schib­block und sein Sohn Gerold zu nen­nen. Unter dem Label „Ver­einte Natio­na­lis­ten Bre­men“ arbei­tet die­ser Kreis mit dem gesam­ten Nazispek­trum in Bre­men zusam­men und ver­sucht beson­ders, Jugend­li­che an die Szene zu bin­den, in letz­ter Zeit vor allem im Umfeld der Fuß­ball-/Fan­szene.

Dem bun­des­wei­ten „Trend“ fol­gend haben sich in den letz­ten Jah­ren auch im Bre­mer Raum Zusam­men­hänge von soge­nann­ten „Auto­no­men Natio­na­lis­ten“ (AN) gebil­det. Neben ein­zel­nen Akti­vis­ten gibt es z. B. im Raum Sol­tau-Fal­ling­bos­tel, in Del­men­horst, in Olden­burg sowie in Ost­fries­land klei­nere Grup­pen die­ser Aus­rich­tung. Außer eini­gen Ein­zel­per­so­nen, die dem AN-Spek­trum zuzu­rech­nen sind, gibt es in Bre­men aber keine nen­nens­werte Grup­pie­rung die­ser Art.

4) NPD/JN

Die NPD Bre­men war nach ihren Wahl­er­fol­gen in den 60er Jah­ren (bis zu 6 Bür­ger­schafts­ab­ge­ord­nete) gemäß dem bun­des­wei­ten Trend bis in die frü­hen 90er Jahre immer wei­ter in die Bedeu­tungs­lo­sig­keit abge­rutscht. Der Lan­des­ver­band Bremen/Bremerhaven zählte zeit­weise nur um die 30 Mit­glie­der, von denen ein Groß­teil pas­siv und über­al­tert war. In den fol­gen­den Jah­ren wurde er durch ehe­ma­lige Akti­vis­tIn­nen aus den ver­bo­te­nen Orga­ni­sa­tio­nen und neuen Jungna­zis über­nom­men. Nach eini­gen Jah­ren mini­ma­ler poli­ti­scher Rum­krebse­rei ist die Bre­mer NPD mit ihrer „NPD-Jugend­gruppe“ zuletzt wie­der ver­mehrt aktiv gewe­sen. Seit 2006 wur­den diverse Info­ti­sche, Flug­blatt­ak­tio­nen usw. durch­ge­führt, „High­light“ war ein von ihnen orga­ni­sier­ter Auf­marsch in Bre­men-Walle im Novem­ber 2006.

Die Bre­mer NPD ist auch auf vie­len über­re­gio­na­len Aktio­nen und Auf­mär­schen zu fin­den. Auf­grund eini­ger Aus­tritte und den übli­chen par­tei­in­ter­nen Que­re­len hat­ten die Akti­vi­tä­ten in den letz­ten Jah­ren wie­der nach­ge­las­sen. Unter der Füh­rung des ehe­ma­li­gen „Orts­grup­pen­füh­rers“ und stell­ver­tre­ten­den Bun­des­vor­sit­zen­den der ver­bo­te­nen „Natio­na­lis­ti­schen Front“ (NF), Thors­ten Schib­block, ver­sucht die Bre­mer NPD der­zeit wie­der hand­lungs­fä­hi­ger zu werden.

In der Mitte Sascha Humpe (Bremen-Nord), daneben Thorsten Schibblock (Bremen)

In der Mitte Sascha Humpe (Bre­men-Nord), dane­ben Thors­ten Schib­block (Bre­men)

Im Bre­mer Umland sind aktu­ell beson­ders die NPD-Kreis­be­rei­che Ver­den, Olden­burg und Del­men­horst aktiv, auch in ande­ren Land­krei­sen sind klei­nere NPD- und JN-Grup­pen aktiv, die oft eng mit ande­ren ört­li­chen Nazicli­quen und Kame­rad­schaf­ten zusam­men­ar­bei­ten. Wie über­all ver­sucht die NPD/JN in die Offen­sive zu kom­men, neue – vor allem junge – Mit­glie­der zu gewin­nen, Struk­tu­ren zu reak­ti­vie­ren und ver­mehrt öffent­lich auf­zu­tre­ten. Damit ver­bun­den ist ein Anstieg von Gewalt­ta­ten gegen poli­tisch Anders­den­kende und Nicht-Deut­sche, so kamen bei­spiels­weise auch die Täter der Anschlags­se­rie in Bre­men 2008 gegen linke und anti­fa­schis­ti­sche Ein­rich­tun­gen aus den Rei­hen der NPD-Jugend und deren Umfeld.

5) „Anti-Antifa“

Ein wei­te­rer Schwer­punkt von Akti­vi­tä­ten im Bre­mer Raum ist die soge­nannte „Anti-Antifa-Arbeit“, die vom gesam­ten Nazispek­trum getra­gen wird. Zen­trale Figur die­ser Arbeit ist Andreas „Hacki“ Hack­mann, der bei sei­nen Schnüf­fe­leien oft­mals von ande­ren Nazis wie Simon Lahusen oder Sebas­tian All­wardt aus Bre­men oder Nils Budig aus Schwa­ne­wede beglei­tet wird. Die gesam­mel­ten Infor­ma­tio­nen über Linke und Anti­fa­schis­tIn­nen wur­den und wer­den für Anschläge und Über­griffe genutzt.

Sebastian Allwardt und Andreas Hackmann (beide aus Bremen)

Sebas­tian All­wardt und Andreas Hack­mann (beide aus Bremen)

Simon Lahusen

Simon Lahusen

Nils Budig

Nils Budig

6) Nazi­zen­tren

In der Bre­mer Region gibt es meh­rere nen­nens­werte Nazizentren.

Das wohl bekann­teste ist bzw. war der „Hei­sen­hof“ bei Dör­ver­den (süd­lich von Ver­den), ein rie­si­ges ehe­ma­li­ges Bun­des­wehrareal mit meh­re­ren Gebäu­den das 2004 vom inzwi­schen ver­stor­be­nen Ham­bur­ger Rechts­an­walt Jür­gen Rie­ger bzw. sei­ner „Wil­helm Tiet­jen Stif­tung für Fer­ti­li­sa­tion“ gekauft wurde. Die auf dem Gelände woh­nen­den ört­li­chen NPD/JN-Mit­glie­der nutz­ten die Ört­lich­kei­ten für Tref­fen, Schu­lun­gen, Wehr­sport­ak­ti­vi­tä­ten etc. In den Gara­gen waren NPD-Mate­ria­lien und Rie­gers Samm­lung von Wehr­machts­fahr­zeu­gen unter­ge­bracht. Eine groß­an­ge­legte, per­ma­nente Nut­zung ist zwar ange­strebt, scheint aber der­zeit recht­lich nicht durchsetzbar.

Der Heisenhof in Dörverden

Der Hei­sen­hof in Dörverden

Eine wei­tere NPD-Loka­li­tät, die soge­nannte „NPD-Scheune“, befin­det sich in Barg­stedt bei Stade. Hier unter­hält der NPD-Funk­tio­när Adolf Dam­mann ein klei­nes Schu­lungs­zen­trum, das oft und regel­mä­ßig genutzt wird.

Die NPD-Scheune in Barghausen

Die NPD-Scheune in Barghausen

Des wei­te­ren wäre noch der „Auehof“ bei Kirch­dorf (süd­lich von Sulin­gen) zu nen­nen, ein gro­ßer Hof der vom „Auehof-Ver­ein“ gekauft wurde. Die Mit­glie­der des Ver­eins, die auch auf dem Areal leben, bezeich­nen sich (bzw. den Hof) als „Heim­stätte der Kul­tur- und Brauch­tums­pflege“. Sie betrei­ben auf dem Gelände eine Schmiede und fröh­nen einem wir­ren „Ger­ma­nen-Kult“. Bei Son­nen­wend­fei­ern und ähn­li­chen Anläs­sen tref­fen sich hier Alt- und Neonazis.

7) Nazi-Rock und Boneheads

Die Nazi­rock­szene ist inner­halb einer in vie­len Schat­tie­run­gen exis­tie­ren­den NS-Bewe­gung mitt­ler­weile zu einem eigen­stän­di­gen Akti­ons­feld gewor­den. Sie ist einer­seits Rekru­tie­rungs­feld für orga­ni­sierte Par­tei-Nazis, die hof­fen über die Musik-Schiene an neue Mit­glie­der her­an­zu­kom­men, ande­rer­seits gibt es aber auch Abgren­zung die­ser Kreise gegen­ein­an­der. Grund­sätz­lich lässt sich jedoch fest­stel­len, dass viele in die­sem Spek­trum aktive Nazis gute Kon­takte zu ande­ren Nazi-Orga­ni­sa­tion unter­hal­ten oder sich selbst in die­sen betätigen.

In Bre­men gibt es ca. seit Mitte der 80er eine aktive Nazis­kin­szene, die aller­dings im letz­ten Jahr­zehnt deut­lich geschrumpft ist. Gab es um 2001/2002 noch meh­rere Kon­zerte im Bre­mer Raum mit z.T. vie­len hun­dert Nazis, so sind die meis­ten Ver­su­che der­ar­ti­ges zu ver­an­stal­ten in den letz­ten Jah­ren durch Unfä­hig­keit, Poli­zei oder Antifa geschei­tert. Sol­che Events wur­den damals sowohl von den „Ham­mers­kins“ als auch von der mitt­ler­weile ver­bo­te­nen „Blood&Honour“-Struktur orga­ni­siert. Auch Nazis aus den Rei­hen der NPD/JN ver­such­ten mehr­mals Kon­zerte bzw. Lie­der­abende zu organisieren.

Bre­mer Nazis sind wei­ter­hin nicht uner­heb­lich an der Pro­duk­tion und dem Ver­trieb von „Rechts-Rock“ betei­ligt, bei­spiels­weise spie­len viele Nazi-Bands ihre CDs im „Art Of Sounds“-Studio in Schwarme ein. Auch am bun­des­wei­ten Ver­trieb der soge­nann­ten „Schul­hof-CD“ waren Bre­mer betei­ligt, u.a. wur­den beim Ham­mers­kin Marc Gaitzsch 2005 meh­rere hun­dert Exem­plare beschlagnahmt.

Wohl der älteste und bedeu­tendste Kern der Bre­mer Nazis­kin­szene war die „Ham­mers­kin-Sek­tion Bre­men“, die aller­dings in den letz­ten Jah­ren kaum noch aktiv war. Gebil­det hatte sie sich um die Band „End­stufe“ und das ehe­ma­lige Plat­ten­la­bel (und Ver­sand) „Hanse-Records“. Als Vor­zei­ge­band des Bre­mer Ham­mers­kin-Spek­trums galt „End­lö­ser“ (frü­her „Schlacht­ruf“), ihre Aus­rich­tung war derb NS-ori­en­tiert. 2005 löste sich die Band auf, ehe­ma­lige Mit­glie­der spie­len bzw. spiel­ten bei der reak­ti­vier­ten Band „End­stufe“. In deren Umfeld („End­stufe-Crew“) sam­melt sich vor allem das ältere Nazi-Bone­head-Spek­trum aus dem Bre­mer Raum und ver­sucht ein nach Außen poli­tisch offen/offensives Auf­tre­ten als Nazis zu ver­mei­den. Ihre Ver­net­zun­gen, Ver­bin­dun­gen und (inter­nen) Aus­sa­gen spre­chen aller­dings eine nach wie vor andere Sprache.

v.l.n.r.: Christian Schröder, Jens Brandt, Carsten Löhmann und Matthias Kozma

v.l.n.r.: Chris­tian Schrö­der, Jens Brandt, Cars­ten Löh­mann und Mat­thias Kozma

CD-Booklet von Endlöser

CD-Book­let von Endlöser

Auf die Band „Kate­go­rie C“ aus dem rech­ten Hoo­li­gan-Spek­trum, die the­ma­tisch auch in den Bereich Nazi-Rock fällt, wird im nächs­ten Abschnitt noch detail­lier­ter eingegangen.

Des wei­te­ren gab es im Bre­mer Raum noch eine Gruppe der welt­wei­ten „Blood&Honour“-Organisation. Diese wurde zwar im Jahre 2000 ver­bo­ten, viele ihrer Akti­vis­ten sind aber nach wie vor im Rechts­rock-Geschäft aktiv, so auch der Bre­mer Hen­rik „Ossi“ Ostendorf.

Fer­ner gibt es in der Region noch wei­tere Bands und Pro­jekte, deren Kon­ti­nui­tät und Pro­duk­ti­vi­tät recht unter­schied­lich ist, wie z. B. die Band „Hetz­jagd“ aus der Bre­mer Ham­mers­kin-Sek­tion, deren Mit­glie­der aktive Nazis sind.

Seit 2004 gibt es außer­dem noch den Ver­sand „Heim­dall-Shop“, der vom Bre­men-Nor­der NPD-Akti­vis­ten Lutz Henze betrie­ben wird. Hier gibt es neben den übli­chen Rechts­rock-CDs Nazi­scheiße in den ver­schie­dens­ten For­men und Far­ben zu bestellen.

Eben­falls aus Bre­men-Nord kom­men die 2007 gegrün­de­ten „Straf­mass“, die sich offen zur Nazi­ter­ror­gruppe „Com­bat 18“ beken­nen, Mit­glie­der der Band betei­lig­ten sich 2008 unter ande­rem an Anschlä­gen gegen antifaschistische/linke Ein­rich­tun­gen in Bremen.

Dennis Zadow (Sänger von "Strafmass") mit "Combat18"-Shirt vor Hakenkreuzflagge und SS-Runen

Den­nis Zadow (Sän­ger von „Straf­mass“) mit „Combat18“-Shirt vor Haken­kreuz­flagge und SS-Runen

8) Nazi-Hoo­li­gans

Am Rande der Spiele von Wer­der Bre­men trifft sich eine Menge bekann­ter Nazis aller Coleur aus dem gesam­ten Bre­mer Raum. Im Sta­dion sind ver­ein­zelt aktive Nazis zu fin­den, die dort zwar Leute anspre­chen kön­nen und dies auch tun, inner­halb der gesam­ten Fan­szene aber kaum etwas zu mel­den haben. Im Gegen­satz dazu gibt es in der Hoo­li­gan­szene aber eine Viel­zahl offen auf­tre­ten­der Nazis, die deut­li­chen Ein­fluss auf die poli­ti­sche Aus­rich­tung und „Außen­dar­stel­lung“ ihrer jewei­li­gen Grup­pie­run­gen haben (z. B. „Stan­darte Bre­men“ oder „Nord­sturm Brema“).

Meh­rere füh­rende Hoo­li­gans (Hen­rik Osten­dorf, Andre Sage­mann, Mirko Horn­stein) las­sen sich zwar ein­deu­tig als Nazis bezeich­nen, trotz­dem ist die Hool-Szene ins­ge­samt kei­nes­wegs faschis­tisch ori­en­tiert. Ein nicht zu über­se­hen­der Teil des Bre­mer Nazi-Nach­wuch­ses kommt aller­dings aus die­ser Szene. Bre­mer Nazi-Hoo­li­gans betei­li­gen sich immer wie­der an poli­tisch ein­deu­ti­gen Aktio­nen, wie z. B. der Teil­nahme an Nazi-Auf­mär­schen und ‑Ver­an­stal­tun­gen. Schwer­punkt­mä­ßig ver­ste­hen sie sich dabei als Prü­gel­truppe und ver­su­chen ver­meint­li­che Anti­fa­schis­tIn­nen und Linke anzu­grei­fen, ein­ge­wie­sen wer­den sie dabei oft­mals vom Anti-Antifa-„Experten“ Andreas Hack­mann (s.o.).

Nazihool-Anführer Henrik Ostendorf (ganz links) und Andre Sagemann (mit Plastikflasche) im Kreis der Bremer Nazi-Reisegruppe (Aufmarsch in Dortmund 2009)

Nazi­hool-Anfüh­rer Hen­rik Osten­dorf (ganz links) und Andre Sage­mann (mit Plas­tik­fla­sche) im Kreis der Bre­mer Nazi-Rei­se­gruppe (Auf­marsch in Dort­mund 2009)

Die Poli­ti­sie­rung die­ser ja ach so „unpo­li­ti­schen“ Kreise ist mit Sicher­heit auch auf die Akti­vi­tä­ten der Band „Kate­go­rie C“ zurück­zu­füh­ren. „KC“ ist eine nach außen schein­bar unpo­li­ti­sche Band aus dem Bre­mer Raum, sie gel­ten als DIE Hoo­li­gan-Band. Ihre Mit­glie­der waren über die Jahre in diver­sen Nazi­bands (End­stufe, Patrio­tic Bois, Nah­kampf) aktiv, und unter­hiel­ten enge Kon­takte zum Blood&Honour-Netzwerk. Der Sän­ger Han­nes Osten­dorf trat neben­bei noch mit der Nazi­band „Agi­ta­tor“ auf, unter ande­rem bei einem Auf­marsch zur Frei­las­sung des Land­ser-Sän­gers Michael Rege­ner. Allen Mit­glie­dern sind ein­deu­tig faschis­ti­sche Akti­vi­tä­ten und Kon­takte nach­zu­wei­sen, sie stel­len einen Flü­gel im rech­ten Netz­werk dar, der gemäß sei­nen Inter­es­sen und selbst­ge­stell­ten Auf­ga­ben agiert. Neben der poli­ti­schen Agi­ta­tion im groß­teils eher unpo­li­ti­schen, jun­gen Fuß­ball-Umfeld geht es bei Musik-Pro­jek­ten wie „KC“ immer auch um kon­krete Geschäfts­in­ter­es­sen. Der Bereich Hoo­li­gan-Musik, ‑Street­wear u.a. stellt seit Jah­ren ein rie­sen Geschäfts­feld dar, in dem auch regio­nale Nazis wie Han­nes und Hen­rik Osten­dorf sowie ihr jün­ge­rer Bru­der Mar­ten (Inha­ber des „Sports­freund“) Geld machen wol­len. Auch der Bre­mer Ver­sand sieg-oder-spielabbruch.de/90min.de fischt seit Jah­ren im stin­ken­den Tüm­pel von Natio­nal­stolz, Ras­sis­mus und Hooligan-„Style“.

Hannes Ostendorf mit Standarte-Emblem auf dem Shirt

Han­nes Osten­dorf mit Stan­darte-Emblem auf dem Shirt

Inter­es­sant sind in die­sem Zusam­men­hang auch die Kon­takte und Ver­knüp­fun­gen von Hools, Nazis­kins, Rockern, Secu­rity und der „Orga­ni­sier­ten Kri­mi­na­li­tät“, offen­bar gibt es inten­sive Schnitt­punkte zwi­schen die­sen Sze­nen. Diese betref­fen z. B. „geschäft­li­che“ Akti­vi­tä­ten wie die Tür­ste­her/­Se­cu­rity-Bran­che, Dro­gen- und Waf­fen­han­del, Pro­sti­tu­tion und bei eini­gen mit Sicher­heit auch welt­an­schau­li­che Punkte. So fan­den vor eini­gen Jah­ren meh­rere „KC“-Konzerte im Bre­mer Raum in Rocker­clubs statt (z. B. im „Blazes“-Vereinsheim in Brin­kum und im „Gremium“-Vereinsheim in Bre­mer­ha­ven). In der Secu­rity-Bran­che bzw. Tür­ste­her-Szene arbei­ten meh­rere bekannte Nazis bzw. Nazi­hools (z. B. Andre Sage­mann, Ste­fan Ahr­lich, u.a.) teil­weise eng mit den „Hells Angels“ und deren Nach­wuchs­club „Red Devils“ zusam­men. In von Nazi-Tür­ste­hern und befreun­de­ten Rockern kon­trol­lier­ten Gebie­ten, Dis­cos und Ver­an­stal­tun­gen füh­len sich Nazis anschei­nend sicher und wohl. Neben den Jobs, die die Nazis als Tür­ste­her, Secu­rity usw. aus­üben kön­nen, spie­len natür­lich auch die Kon­takte sel­ber eine große Rolle. So kann die Infra­struk­tur für ihre „Sache“ genutzt wer­den, bei­spiels­weise die Nut­zung der Räume für ihre Ver­an­stal­tun­gen. Aber auch bei der Beschaf­fung von Waf­fen etc. könn­ten diese Kon­takte hilf­reich sein. Allzu gerne ver­ste­cken sich die Nazi­würst­chen hin­ter dem Schutzschirm/Nimbus der Rocker-Szene, einige Rocker­clubs rekru­tie­ren ihrer­seits mitt­ler­weile Kano­nen­fut­ter für ihre Revier­kämpfe bei loka­len Nazis.

9) Deut­sche Volks­union, Repu­bli­ka­ner und ähn­li­cher rech­ter Parteidreck

Seit 1987 gelingt der DVU alle 4 Jahre wie­der durch einen mil­lio­nen­schwe­ren, mas­si­ven Pro­pa­gan­da­wahl­kampf der Ein­zug in die Bre­mer Bür­ger­schaft. Zwi­schen 1991 und 1995 konn­ten sie sogar noch einen drauf­set­zen und ins­ge­samt 5 Leute ins Stadt­par­la­ment beför­dern. Es gab damals bis zu 500 Mit­glie­der im Lan­des­ver­band. Seit 1999 sitzt das (mitt­ler­weile ehe­ma­lige) DVU-Mit­glied Sieg­fried Titt­mann aus Bre­mer­ha­ven in der Bür­ger­schaft, der DVU­ler Rudolf Barg­mann ist in der Bre­mer­ha­ve­ner Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung ver­tre­ten, außer­dem sit­zen meh­rere DVU­ler in den Bre­mer Stadt­teil­bei­rä­ten. 2007 trat Titt­mann aus der DVU aus und behielt sein Bür­ger­schafts­man­dat (jetzt par­tei­los). In der Bre­mer­ha­ve­ner Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung grün­dete er mit dem Ex-DVU­ler Ana­toli Wolf die Gruppe „Pro­test der Bür­ger“ (PdB). Die Akti­vi­tä­ten des Lan­des­ver­ban­des beschrän­ken sich im wesent­li­chen jedoch auf monat­li­che Stamm­ti­sche und gele­gent­li­che Bus­fahr­ten zu über­re­gio­na­len Groß­ver­an­stal­tun­gen. Die Kern­be­leg­schaft der Bre­mer DVU besteht aus ca. 15 meist alten Nazis, die sich zum Groß­teil auch aus ande­ren Grup­pen und Ver­bän­den ken­nen. Sie ist nach wie vor das Sam­mel­be­cken für die ältere Gene­ra­tion. Füh­rende Akti­vis­ten sind Elfriede Budina, Stef­fen Krause und Hans Wei­den­bach (alle aus Bre­men und Mit­glie­der des DVU-Bun­des­vor­stan­des) sowie der Bre­mer­ha­ve­ner Kreis­vor­sit­zende Rudolf Barg­mann. Ab 2005 betei­ligte sich die Bre­mer DVU an dem von der NPD ange­lei­er­ten „Volksfront“-Bündnis, wel­ches eine Zusam­men­ar­beit des gesam­ten rechts­extre­men Spek­trums anstrebte. Inten­sive Kon­takte und Zusam­men­ar­beit zwi­schen bei­den Par­teien bestehen bis heute.

DVU-Funktionäre Rudolf Bargmann (links) und Steffen Krause (rechts)

DVU-Funk­tio­näre Rudolf Barg­mann (links) und Stef­fen Krause (rechts)

Vom Bre­mer Lan­des­ver­band der Repu­bli­ka­ner war in den letz­ten Jah­ren kaum noch was zu hören. Die Akti­vi­tä­ten in Bre­men began­nen Mitte der 80er Jahre und waren durch­gän­gig von einer recht häu­fig wech­seln­den Beleg­schaft geprägt, der Kern ist nach wie vor sehr klein und der Lan­des­ver­band zählt um die 15 Mit­glie­der. Seit der Bür­ger­schafts­wahl im Mai 2008 sitzt der stell­ver­tre­tende Lan­des­vor­sit­zende Harald Wiese im Stadt­teil­bei­rat Grö­pe­lin­gen, Lan­des­vor­sit­zen­der selbst ist Peter P. aus Walle.

Die Bre­mer Lan­des­ver­bände der „Schill-Par­tei“ („Par­tei Rechts­staat­li­cher Offen­sive“ – PRO) und des soge­nann­ten „Auf­rech­ten Gang“ haben sich mitt­ler­weile auf­ge­löst. Einige ihrer Mit­glie­der haben sich der NPD, der DVU oder den REPs ange­schlos­sen, andere fin­den sich in immer wie­der neuen Kon­stel­la­tio­nen zusam­men, wie der Wäh­ler­ver­ei­ni­gung „Bür­ger In Wut“ (BiW). Diese ist seit 2007 mit einem Man­dat in der Bre­mer Lan­des­bür­ger­schaft (Jan Timke), mit 3 Mit­glie­dern in der Bre­mer­ha­ve­ner Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung (Hein­rich Grot­stück, Ralf Matheja, Jan Timke) sowie in einem Bre­mer Stadt­teil­bei­rat (Wer­ner Fin­cke in Horn-Lehe) ver­tre­ten ist.

Auch die „Deut­sche Par­tei“ (DP) und das „Bünd­nis für Deutsch­land“ haben im Lande Bre­men kleine Ver­bände, sind aber poli­tisch in ihrer aktu­el­len Ver­fas­sung abso­lut irrelevant.

Die Bremer DVU-Funktionärin Elfriede Budina (Mitte) beim Aufmarsch in Dresden 2009

Die Bre­mer DVU-Funk­tio­nä­rin Elfriede Budina (Mitte) beim Auf­marsch in Dres­den 2009

10) Rechte Reste

Wei­ter­hin erwäh­nens­wert sind fol­gende Grup­pen, Orga­ni­sa­tio­nen und Ver­bände im Bre­mer Raum, die jedoch sehr klein sind und stark an Über­al­te­rung lei­den, und bei denen sich viele Mit­glied­schaf­ten überschneiden:

„FREIER BREMER BÜRGERKREIS“ (FBB)
ist ein aus ca. 10–20 alten Nazis bestehen­der, über­par­tei­li­cher Hin­ter­grund­kreis, der zum einen inner­halb der älte­ren Gene­ra­tion Geld sam­melt und zum ande­ren jün­gere Nazis mit Geld und struk­tu­rel­ler Hilfe unter­stützt, über­re­gio­nale Kon­takte pflegt und ver­sucht, z. B. mit Ver­an­stal­tun­gen und Vor­trä­gen das gesamte Spek­trum ideo­lo­gisch zu bil­den. Von ihrer idio­ti­schen inhalt­li­chen Aus­rich­tung her sind sie das Pen­dant zum eher jün­ge­rem NS-Spek­trum um „Freie Natio­na­lis­ten“ u.ä. herum.

„GEMEINSCHAFT DEUTSCHER OSTEN“ (GDO)
ist die kleine Orts­gruppe einer bun­des­wei­ten Orga­ni­sa­tion aus dem rechts­extre­men Rand des Ver­trie­be­nen­spek­trums. Bis auf sel­tene klei­nere Vor­träge gibt es schein­bar kaum Akti­vi­tä­ten. Die Geschäfts­stelle der GDO ist bei der Fami­lie Stolle in Nien­burg zu finden.

„BUND FÜR GOTTERKENNTNIS / LUDENDORFFER“
sind eine ca. 20 Alt­na­zis umfas­sende, stark deutsch-völ­kisch ori­en­tierte Ver­ei­ni­gung, deren Ursprung auf eine in den 20er bis 40er Jah­ren exis­tie­rende Reli­gi­ons- und Welt­an­schau­ungs­ge­mein­schaft zurück­geht. Dem­entspre­chend sind ihre Mit­glie­der über­wie­gend alt bis schein­tot, soll­ten aber trotz­dem erwähnt wer­den. Aus ihrem Umfeld geht auch der „Fak­si­mile-Ver­lag“ samt Dru­cke­rei und Anti­qua­riat von Wie­land Kör­ner (ehe­mals Soyka) aus Bre­men-Ober­neu­land her­vor, der extrem anti­se­mi­ti­schen Schund und alte Nazi­schin­ken vertreibt.

Sein Vater Wal­ter Soyka kan­di­dierte meh­rere Jahr­zehnte zur Wahl des Stu­die­ren­den­rats an der Uni­ver­si­tät Bre­men. Nach sei­nem Tod kan­di­diert dort jetzt ein wei­te­rer Spross des Soyka-Clans namens Til­mann de Bruin.

Ähn­lich ver­hält es sich mit den „UNITARIERN“ und deren bei­den Orga­ni­sa­tio­nen „BUND DEUTSCHER UNITARIER“ (BDU) bzw. „DEUTSCHE UNITARIER RELIGIONSGEMEINSCHAFT“ (DUR). Auch dies ist eine natio­na­lis­tisch geprägte, sek­ten­ähn­li­che Glau­bens­rich­tung, die eben­falls stark an Über­al­te­rung lei­det und kaum noch Akti­vi­tä­ten vor­wei­sen kann. Der BDU hat in der Hum­boldt­str. in Bre­men ein Ver­eins­heim in dem frü­her u.a. Vor­träge aus dem Nazispek­trum stattfanden.

„EVANGELISCHE NOTGEMEINSCHAFT IN DEUTSCHLAND“ (ENID)
ist eine Ver­ei­ni­gung rechts-kon­ser­va­ti­ver Anhän­ge­rIn­nen der evan­ge­li­schen Kir­che mit wert­kon­ser­va­ti­ven bis stock­re­ak­tio­nä­ren Inhal­ten wie „Über­frem­dung“, Fami­lie, Abtrei­bung. Regel­mä­ßige Ver­an­stal­tun­gen wer­den in den Dom- und Mar­tini-Gemein­den durch­ge­führt. Die bereits durch ent­spre­chende Reden und Taten auf­ge­fal­lene Eli­sa­beth Mot­sch­mann aus dem CDU-Lan­des­vor­stand ist die Ehe­frau von einem der Mot­sch­mann-Brü­der, die füh­rend in der ENID aktiv sind.

Der „VEREIN FÜR DAS DEUTSCHTUM IM AUSLAND“ (VDA) ist als Lan­des­ver­band auch in Bre­men ansäs­sig. Die, die sich für Ver­trie­bene und ihre Nach­fah­ren hal­ten, orga­ni­sie­ren sich in meh­re­ren Lands­mann­schaf­ten (Pom­mern, Schle­sien, Ost­preu­ßen und Sude­ten) und ihrem Dach­ver­band „BUND DER VERTRIEBENEN“. Diese Ver­bände sind so alt wie die Geschich­ten die sie erzäh­len, ihre Akti­vi­tä­ten umfas­sen einer­seits Tra­di­ti­ons­pflege („Königs­ber­ger Klopse“) sowie poli­ti­sche und kul­tu­relle Ver­an­stal­tun­gen zur Ver­trie­ben­en­the­ma­tik. Ande­rer­seits rei­chen ihre Kon­takte bis in höchste Regie­rungs­kreise und ihr Ein­fluss auf z. B. die deut­sche Ost­po­li­tik ist nicht zu unterschätzen.

11) Resü­mee

Wie aus dem Text ersicht­lich wird, gibt es auch in der Bre­mer Region Pro­bleme mit Nazis und rechts­extre­men Grup­pen. Im Laufe der ver­gan­ge­nen Jahre haben sie ihre Struk­tu­ren Stück für Stück moder­ni­siert, ver­schie­dene Netz­werke und Zusam­men­schlüsse auf­ge­baut und ver­su­chen immer wie­der, neue „Kame­ra­dIn­nen“ anzu­spre­chen und ein­zu­bin­den. Mit der Öff­nung für neue Sub­kul­tu­ren ver­su­chen sie, auf junge Men­schen „cool“ und anspre­chend zu wir­ken. Immer wie­der haben die oben erwähn­ten Kreise regio­nale Auf­mär­sche durch­ge­führt oder sich an über­re­gio­na­len Nazi­ak­ti­vi­tä­ten betei­ligt, anti­fa­schis­ti­sche Ver­an­stal­tun­gen und Bünd­nisse „gestört“ oder durch mili­tante Aktio­nen und gewalt­tä­tige Über­griffe ihre Ansich­ten demons­triert. Durch diese und andere Akti­vi­tä­ten erhof­fen sie sich ihre Szene wei­ter zu fes­ti­gen und an gesell­schaft­li­chem Ein­fluss zu gewin­nen. Um rechte Jugend­li­che in die Struk­tu­ren mit ein­zu­bin­den, sind gerade Auf­mär­sche, Aktio­nen und kul­tu­relle Ver­an­stal­tun­gen von enor­mer Bedeu­tung, das wis­sen auch die Kader in Bre­men und Niedersachsen.

Dem­entspre­chend ist es natür­lich gelo­gen, wenn man Poli­zei, Ver­fas­sungs­schutz und Poli­ti­ke­rIn­nen immer mal wie­der davon reden hört, es gäbe in unse­rer Region kein Pro­blem mit Nazis. Ein Pro­blem mit Nazis beginnt nicht erst dann, wenn Flücht­lings­un­ter­künfte in Flam­men ste­hen oder Men­schen zu Tode gehetzt wer­den. Son­dern ein Pro­blem mit rech­ten und recht­ex­tre­men Grup­pen und Per­so­nen beginnt da, wo sie ver­su­chen sich in der Öffent­lich­keit Gehör zu ver­schaf­fen und gesell­schaft­li­chen Ein­fluss zu gewinnen.

Alle soll­ten sich des­sen bewusst wer­den, dass Neo­na­zis keine Pro­test­be­we­gung des „demo­kra­ti­schen rech­ten Ran­des“ sind, son­dern letzt­end­lich immer das Ziel ver­fol­gen, ein neues natio­nal­so­zia­lis­ti­sches Reich zu errich­ten – mit all sei­nen Konsequenzen.

Als mili­tante Speer­spitze fun­gie­rend, die ihre men­schen­ver­ach­tende Ideo­lo­gie mit herr­schen­den gesell­schaft­li­chen Wer­ten (Ras­sis­mus, Hier­ar­chien, Obrig­keits- und Sicher­heits­fa­na­tis­mus usw.) gepaart hat, agie­ren Neo­na­zis par­al­lel zur reak­tio­nä­ren Ent­wick­lung in die­sem Land (und dar­über hin­aus). Hier­bei ergän­zen und unter­stüt­zen sich eine Viel­zahl rech­ter, rechts­extre­mer und rechts­kon­ser­va­ti­ver Kreise, die alle im sel­ben Pool sit­zen und sich die Bälle mal offen, mal ver­deckt zuspielen.

Aber auch die Gesell­schaft als Gan­zes trägt ihren Teil dazu bei, wenn es Rech­ten jeg­li­cher Cou­leur gelingt ihren Poli­tik­dreck salon­fä­hig zu machen. Wenn die For­de­run­gen rechts­extre­mer Par­teien plötz­lich von den soge­nann­ten „Eta­blier­ten“ über­nom­men wer­den, ist eine Mit­schuld am Erstar­ken der rech­ten Szene nicht zu leugnen.

Des­halb haben wir in die­sem Text auch das ganze Spek­trum an rech­ten Grup­pie­run­gen, Orga­ni­sa­tio­nen und Par­teien auf­ge­führt, die für den Bre­mer Raum rele­vant sind. Sowohl im Ein­zel­nen als auch in ihrer Gesamt­heit besteht eine Gefahr, die nicht unter­schätzt oder igno­riert wer­den darf. Akti­vi­tä­ten und Ver­ant­wort­li­che aus die­sem Spek­trum müs­sen immer wie­der öffent­lich gemacht wer­den und Nazis in ihrer Arbeit immer wie­der gestört und ange­grif­fen wer­den, damit ihr gesell­schaft­li­cher Ein­fluss zurück­ge­drängt wer­den kann.

Dazu ist es wich­tig zu wis­sen mit wem wir es zu tun haben und wie wir dage­gen vor­ge­hen kön­nen. Nur eine breite und starke anti­fa­schis­ti­sche Bewe­gung kann Faschis­mus und Faschis­tIn­nen klein hal­ten. Sich bei die­sem Kampf auf den Staat und seine Büt­tel zu ver­las­sen würde hei­ßen, aus der deut­schen Geschichte nichts gelernt zu haben.

Wir dür­fen, kön­nen und wol­len nicht war­ten, bis viel­leicht die Poli­tik oder irgend­wel­che Bul­len die Ent­wick­lung von Nazi-Struk­tu­ren erken­nen und dann dage­gen vor­ge­hen, um ihre „frei­heit­lich-demo­kra­ti­sche Grund­ord­nung“ zu schüt­zen. Um zu erken­nen, dass Nazis und ihre ver­schis­sene Ideo­lo­gie der Gesell­schaft, in der wir leben möch­ten, abso­lut ent­ge­gen ste­hen, brau­chen wir keine Poli­zei und kei­nen Verfassungsschutz.

Wie auch an vie­len ande­ren Orten sind Nazis genauso in Bre­men aktiv! Berich­ten wir dar­über, orga­ni­sie­ren Aktio­nen gegen sie und tre­ten wir ihnen in ihre brau­nen Ärsche!

Wenn Ihr Infor­ma­tio­nen, Publi­ka­tio­nen, Bil­der, ... von/über Nazis habt, schickt sie uns!

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