→ Update 15.12.2015: Valentin wieder in Haft!
→ Update 12.11.2015: Valentin wurde endlich aus der U‑Haft entlassen!
Nach den von Nazi-Hooligans provozierten Auseinandersetzungen rund um das Nordderby zwischen Werder Bremen und dem HSV am 19. April diesen Jahres überziehen Bremer Polizei und Staatsanwaltschaft Teile der Bremer Fußball-Ultraszene seit mehreren Wochen mit polizeilichen Ermittlungen, Hausdurchsuchungen und eingeleiteten Strafverfahren.
Ein vergleichbarer Ermittlungseifer der Behörden ist einer aktiven, gewalttätigen, rechten Hooliganszene seit Jahrzehnten nie vergönnt gewesen. So kam es nach einem Überfall auf eine antirassitische Ultra-Party 2007 mit mehreren schwer Verletzten beispielsweise erst sage und schreibe 4,5 Jahre später zu einer Gerichtsverhandlung, die offensichtlich mit einem „Deal“ zwischen Richter, Staatsanwaltschaft und Rechtsanwälten endete – die sieben angeklagten Nazis gingen mit geringen Geldstrafen nach Hause.
Nach den Auseinandersetzungen beim Nordderby 2105 saß ein junger Antifa (Valentin) fast 4,5 Monate in Untersuchungshaft – eine repressive Maßnahme, die prügelnde Nazi-Hooligans nach Übergriffen auf Linke nie zu befürchten hatten. Besonders Polizei und Innensenator spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle im aktuellen Konflikt: So arbeitet sich die Polizei seit einigen Jahren wieder massiver an der Ultraszene als Feindbild ab, und lässt rechte Hools oftmals gewähren:
- Nach den rechten Übergriffen auf Ultras beim Verdener Eck kam es bisher zu keinen bekannt gewordenen Ermittlungen gegen Rechte, obwohl „Szene-kundige Beamte“ (SKB) der Bremer Polizei vor Ort waren.
- Die darauffolgende gewalttätige Eskalation wurde durch die Polizei erst ausgelöst – eine offenbar ortsunkundige hessische Beweissicherungs– und Festnahme-Einheit (BFE) prügelte die Ultras kurz zuvor unter Einsatz von Schlagstock und Pfefferspray die Verdener Straße herunter – direkt in Richtung der wartenden rechten Hools.
- Auf den Fotos vom vorbeilaufenden Nazimob nach dem Frankfurt-Spiel ist kein einziger Beamter zu sehen, die Polizei begleitete unterdessen die Richtung Viertel abziehenden Ultras, wo sie am Gleisdreieck vom SKB Krieg-Hasch abgefilmt wurden.
- Während des Spiels beobachteten Zeugen noch zwei SKBs der Bremer Polizei dabei, wie sie kurz mit Standarte-Nazi Henrik Ostendorf am Hillmannplatz das Gespräch suchten, als dieser sich mit etlichen Kameraden vor einem Café versammelte.
- Auch nach einem kürzlichen Soli-Konzert für Valentin belästigten SKBs die Richtung Ostertorviertel ziehende Gruppe aus Besucher_innen und Bands, indem erneut versucht wurde, Filmaufnahmen zu machen. Mehrere bekannte Nazihooligans (Henrik Ostendorf, Felix Stolte, Sascha Feldmann und andere) liefen unterdessen zwischen „Klause 38“ und „Bells“ in der Bahnhofsvorstadt herum.
Eine seit Wochen immer größere Kreise ziehende Solidaritätskampagne für Valentin hält sich aber nicht weiter mit etwaigen „Ungerechtigkeiten“ des „Rechtsstaats“ auf, sondern fokussiert sich folgerichtig lieber auf Solidarität und Zusammenhalt im Kampf gegen Nazis und staatliche Repression:
„Es darf sich nicht der Illusion hingegeben werden, Linke und der Staat hätten die gleichen Gegner*innen, geschweige denn die gleichen Ziele. Das sieht man auch daran wie Polizei und Justiz aktuell gegen linke Aktivist*innen vorgehen. Gegen die Repression und gegen die Nazischläger*innen gilt es sich zu organisieren! Man darf dabei keine Hoffnungen in den Staat setzten sondern muss noch entschlossener gegen ihn und die radikalen Fans der Nation vorgehen! Es gilt den Nazis zu zeigen, dass weder ihre Gewalt, noch der Staat unsere Entschlossenheit brechen.
Der Staat, die Bullen und wir haben nichts gemeinsam. Antifaschistischer Selbstschutz ist notwendig und wir messen ihn nicht am Interesse des Staates.
Freiheit für Valentin und all unsere politischen Gefangenen, sein es Paul, Joel oder wer auch immer!“
Unter dem Motto „Gegen Nazis und Repression“ fand am 15. August eine antifaschistische Demonstration mit um die 800 Teilnehmer_innen in Bremen statt (Kurzbericht, Demo-Aufruf, Gemeinsamer Demo-Aufruf mehrerer Bremer Ultragruppen).
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