14. März 2014, Kirchweyhe. Anlässlich des ersten Todestags von Daniel S., der im März letzten Jahres bei einer Auseinandersetzung in Kirchweyhe schwer verletzt wurde und im Krankenhaus verstarb, nehmen hunderte Menschen an einer Gedenkenkveranstaltung auf dem Bahnhofsplatz teil.
Wie schon im letzten Jahr versuchen Nazis und rechte Gruppierungen die Tat für rassistische Hetze zu instrumentalisieren. Federführend ist hierbei erneut die Initiative „Wir sind Daniel“, hinter der vor allem die Bremer Nazis Michael Kurzeja und Markus Privenau stecken (als Verantwortlicher im Sinne des Presserechts wird Rigolf Hennig aus Verden reanimiert). Als Anmelder der rechten Mahnwache fungiert Rainer Horstmann aus Eldagsen in Niedersachsen, der auch die Facebook-Veranstaltungsseite „Eine Rose für Daniel“ startete.
Nachdem in den Tagen zuvor mehrere Verteilaktionen von rassistischen Flugblättern stattfanden, erscheint zur Kundgebung selbst nur ein letztes Aufgebot der hiesigen Nazisszene: neben den bereits erwähnten Kurzeja und Privenau sowie dem Bremer „Allesnazi“ Andreas Hackmann erscheint eine größere Gruppe von Nazis aus dem Umfeld des „Brigade 8 Chapters Bremen“. Unter ihnen Robert Lohei-Gieschen aus Hambergen, Lars Heldt aus Loxstedt und Kai Lemke aus Kirchseelte. Aus Bremen reist noch Stefan Plate (siehe unten) mit Begleitung an.
Insgesamt sind schlussendlich unter 30 Personen Teil der rechten Provokation, auch untereinander ist die Stimmung nicht die beste: so kommt es nach einem Wortgefecht zwischen Privenau und Anmelder Horstmann sogar zu einer kleinen inner-nationalen Schubserei, woraufhin Letzterer verlauten lässt sich in den „lokalen Ansprechpartnern“ wohl getäuscht zu haben (na sowas!).
Dass der braune Haufen nicht gekommen ist, um anlässlich des tragischen Ausgangs der Gewalttat zu trauern, sondern dass es ihnen alleine um die rassistische Gegenüberstellung „deutsches“ Opfer – „nicht-deutscher“ Täter geht, bewies wenige Tage vor dem geplanten Gedenken wieder einmal Frank Günther. In einem Facebookeintrag halluzinierte er von „Schlägertrupps von der Straße“, namentlich „durchtrainierte und abgerichtete Jungs“, die Antifas vor der Fahrt nach Kirchweyhe abfangen und verprügeln sollten. Er kündigte weiter an, Gegendemonstrant_innen der rechten Mahnwache „hinter einander erstechen“ zu wollen und drohte auch dem örtlichen Pastor mit „Kopfschuss“. Irgendeine Art von Behörde scheint „Franky“ im Vorfeld jedoch einen Besuch abgestattet zu haben, weshalb er den Tag der Mahnwache nicht in Kirchweyhe verbringt, sondern vermutlich in unmittelbarer Nähe seiner ranzigen Hannes Ostendorf-Fan-Bettwäsche.
Über 150 Antifas protestieren währenddessen gegen die rassistische Instrumentalisierung des Todes von Daniel S. Beim Versuch, eine Absperrung zu überwinden, um ersten eintreffenden Nazis auf die Pelle zu rücken, eskaliert die Situation beinahe, als die Polizei mit Pfefferspray mehrere Menschen verletzt. Schlussendlich misslingt durch die Anwesenheit von Antifas sowie etlichen verbliebenen Menschen der „offiziellen“ Gedenkveranstaltung der Plan der Nazis, eine Gedenkplatte mit rassistischem Slogan auf dem Bahnhofsplatz zu installieren. Sie stehen stattdessen in einem abgesperrten Bereich auf dem angrenzenden Parkplatz.
Fotos:
Siehe auch:
Fotos: Rechte Mahnwache in Kirchweyhe (2014)
Kurzes Resumee zum 14.03. in Kirchweyhe
Fotos von Recherche Nord
Pressespiegel bei „endofroad“
INFO: STEFAN PLATE
Stefan „El Plato“ Plate aus Bremen springt seit mindestens 2006 bei verschiedensten Anlässen aus den Bereichen Nazi-Hooligans, Rechtsrock und Saufnazis herum. Verdingte er sich anfangs noch als Sänger von „VollKontaCt“, eines Ablegers der rechten Bremer Hooliganband „Kategorie C“, scheint sein politisches Engagement seit ca. 2 Jahren insofern zuzunehmen, dass er regelmäßig an überregionalen Aufmärschen teilnimmt. So z. B. im Juni 2013 beim „Tag der deutschen Zukunft“ in Wolfsburg oder Anfang 2013 beim Aufmarsch in Bad Nenndorf.
Nur knapp 3 Wochen später versuchte er sich damals am Rande einer Wahlkampfveranstaltung der „Alternative für Deutschland“ im Bremer Bürgerpark mit mindestens zwei weiteren Kameraden als eine Art „freiwillige Security“: nachdem AfD-Hetzer Bernd Lucke von Unbekannten von der Bühne geschubst wurde (das altbekannte „Attentat“ durch „Schlägertrupps wie in der Weimarer Republik“), hechteten sie vermeintlichen Störern hinterher.
Schon hier an Plates Seite: sein blonder Begleiter, mit dem er auch in Kirchweyhe auftauchte (Foto Nr. 10). Dass es auch dieser war, der im Bürgerpark im Eifer des Gefechts mit Pfefferspray um sich sprühte, lässt sich aufgrund der zeitlichen Abfolge in diesem Video (bei 0:24 rennt er durchs Bild, kurz darauf fangen genau dort erste Leute an zu husten) sowie seines Herumgefummels an der Gürteltasche auf dem Rückweg (0:52) zwar vermuten, aber natürlich kaum beweisen...