Noch immer ist der Andreas „Hacki“ Hackmann einer der aktivsten Nazis in der Bremer Region. Er tanzt auf allen Hochzeiten im rechten Lager, nimmt z. B. als Ordner an Aufmärschen teil, diskutiert als Besucher von rechtskonservativen Vorträgen mit dem Publikum, ist bei vielen von Nazis organisierten Konzerten und Parties zu finden und ist bei vielen Events anzutreffen wie z. B. Werder-Spielen, der „Vision-Parade“ und anderen öffentlichen Großveranstaltungen.
Sein Spezialgebiet ist jedoch die sogenannte „Anti-Antifa“-Arbeit. Dazu beobachtet und fotografiert er bei jeder Gelegenheit vermeintliche Linke, speziell AntifaschistInnen. Er besucht aber auch bürgerliche Informationsveranstaltungen zu diesem Themenbereich oder versucht mit Hilfe anderer Personen an Informationen über „politische Gegner“ zu gelangen. Dieses Wissen dient als Grundlage für gezielten Nazi-Terror gegen antifaschistisch denkende und handelnde Menschen. Mittlerweile leungnet er sein faschistisches Weltbild im Gegensatz zu früher immer selterner, legt aber Wert darauf, als „gemäßigter“, „eigentlich friedlicher“, Nationalist gesehen zu werden. Er gibt sich offen, freundlich, zuvorkommend, harmlos und zum Dialog bereit . Und immer wieder gehen ihm Menschen auf den Leim und führen ausgiebige Diskussionen mit ihm, nicht nur im Internet, sondern auch in Szene-Kneipen, auf Konzerten oder sonstwo. Bei diesen Unterhaltungen gibt er sich meist zuerst nicht als Hardcore-Nazi zu erkennen. Wird er allerdings erkannt, zieht er die Aussteigernummer aus dem Ärmel, im Zweifelsfall aber auch mal das Messer.
Im World Wide Web tritt er unter den verschiedensten Pseudonymen auf. „Rudi Rumpel“, „Vacuna“ oder „Ricardo Clement“ (diente bereits dem NS-Verbrecher Adolf Eichmann jahrelang als Pseudonym) sind nur einige davon. Sein bevorzugtes Betätigungsfeld sind Gästebücher und Foren, vorwiegend auf linken Seiten. Hier sucht er das Gespräch mit dem „Gegner“, den „Zecken“, „Antifatzkes“ oder „Kampflesben“ wie er sie zu nennen pflegt, außerdem versucht er auch hier Informationen über linke Aktionen und AktivistInnen zu bekommen.
Hackmann ist bemüht, einen Mythos um sich aufzubauen, bei allen anerkannt zu sein, er versucht sich in allen Szenen zu bewegen. Die meisten seiner „GesprächspartnerInnen“ wissen jedoch vermutlich nicht wer Hacki ist, gibt er sich doch selten bis gar nicht als das aus, was er ist: Er ist ein überzeugter aktiver Neonazi!
Politisch ist er fest bei den „Freien Nationalisten“ organisiert, er pflegt enge Kontakte zum gesamten rechten Spektrum. Obendrein ist er ein mehrfach verurteilter Gewalttäter, der selbst in Berliner Neonazikreisen Anfang der 90er Jahre durch seine extreme Brutalität aufgefallen ist. Ganz so hartgesotten scheint Hacki denn allerdings doch nicht zu sein. Sobald ihm nämlich schwere Sanktionen aufgrund seines Verhaltens drohen, mimt er alle Jahre wieder den Aussteiger. Diese zwei Extreme prägen Hackis bisherige Karriere. Und die ist schon reichlich lang:
Andreas Hackmann stammt aus der Nähe von Bremen, wurde bereits 1983 mit 14 Jahren Skinhead, kam dadurch Mitte der Achtziger in Kontakt mit Neonazis. Seine Karriere in der Neonazi-Szene begann im August 1990 als er nach Berlin in ein von Nazis besetztes Haus zog, wo er bald Pressesprecher wurde. „Ein neuer Nationalsozialismus ist das Einzige, was ich mir vorstellen kann“, sagte er in einem Interview.
Hacki fiel hier durch besondere Brutalität auf. Ein Mitbewohner über ihn: „Mehrmals die Woche zog er zum Bahnhof Lichtenberg Ausländer zusammenschlagen...“. In Hackis Jargon hieß das „...den Bahnhof säubern...“ oder „...Zigaretten holen...“, weil er den vietnamesischen Zigarettenhändlern ihre Ware abnahm, nachdem er sie blutig geschlagen hatte. „Einmal brachte er eine linke Hausbesetzerin aus der Mainzer Straße angeschleppt. Er fesselte sie an einen Stuhl und begann damit, sie zu verhören... Ab und an brachte er Frauen mit, wenn sie sich wehrten, mit ihm zu schlafen, zwang er sie, wenigstens seine Wohnung sauberzumachen...“. Er nahm an Wehrsportübungen teil und schoss mit Luftgewehren auf linke DemonstrantInnen.
1992 wurde Hacki wegen schweren Raubüberfalls und Körperverletzung zu vierzehn Monaten auf Bewährung verurteilt. Danach zog er zunächst nach Oldenburg und schließlich Ende 1992 zurück zu seinen Eltern nach Syke, in der Nähe von Bremen. Damals hatte er sich nach eigenen Aussagen von der rechten Szene „und teilweise auch von den rechten Ideen“ gelöst. Die Realität will allerdings nicht so recht zu dieser Aussage passen. Im Januar 1993 beteiligte er sich an einer Schlägerei gegen Punks und im Mai 1993 war er als Haupttäter an einem der brutalsten Überfälle der letzten Jahrzehnte im Bremer Raum beteiligt:
An einem Strand in Achim, einer Kleinstadt nahe Bremen, zelteten vom 19. auf den 20. Mai 1993 SchülerInnen eines Achimer Gymnasiums. Hacki tauchte dort mit einigen „Kameraden“ auf und provozierte mit Naziliedern. Sie wurden von der Party verwiesen. Das ging allerdings nicht ganz ohne Gewalt ab: Hacki schoss einem der Schüler mit Signalmunition ins Gesicht und zertrümmerte die Heckscheibe eines Fahrzeugs. Ihre Drohung: „Wir kommen wieder und holen Verstärkung!“, machten sie schließlich wahr. Zirka 25 Nazis demolierten kurze Zeit später zunächst die geparkten Autos und Fahrräder. Danach wurden die SchülerInnen mit Totschlägern, Baseballschlägern, Stahlrohren mit aufgeschweißten Muttern, Ketten, Messern, Flaschen und Leuchtspurmunition angegriffen. Bilanz: 15 Schwerverletzte, die im Krankenhaus behandelt werden mussten. Besonders hervorgetan hat sich auch hier wieder Andreas Hackmann. Er stach einem weglaufenden Mädchen ein Messer in den Rücken, knapp neben die Niere.
Für diese Taten wurde er im März 1994 wegen gefährlicher Körperverletzung zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Dort verkündete er seinen angeblichen Ausstieg, wie bereits 1992. Nach zweieinhalb Jahren wurde Hacki wegen guter Führung vorzeitig aus der Haft entlassen. Danach tauchte er ab 1996 in der Punk/Oi/Ska-Szene auf, wurde dort aber bald wieder rausgeschmissen. Im gleichen Zeitraum wurde er wiederholt mit Nazis gesehen, obwohl er nach wie vor behauptete ausgestiegen zu sein.
Spätestens 1999 wird dann endgültig klar, dass dieser angebliche Ausstieg nie stattgefunden hat. Hacki ist Hammerskin, nimmt an Naziaufmärschen teil, im hiesigen Raum unter anderem am 23.05.99 in Bremen-Blumenthal und am 23.06.01 in Bremen-Vegesack (hier als Ordner). Er beobachtet linke Demos und fotografiert deren TeilnehmerInnen. Er bildet mit anderen Nazis eine sogenannte Anti-Antifa-Gruppe, die gezielt versucht, Informationen über politische GegnerInnen zu sammeln. Diese Informationen wurden zum Beispiel im Sommer 2000 für Anschläge auf linke Zentren und Fahrzeuge genutzt. Ansonsten ist er nach wie vor Gewalttätigkeiten nicht abgeneigt. Mehrmals hat er im letzten Jahr Leute mit Messern und Schlagstöcken bedroht und einen Diskobesucher am Rembertiring zusammengeschlagen.
Trotz dieser eindeutigen Aktivitäten taucht er weiterhin in Szene-Kneipen, bei Szene-Veranstaltungen und Konzerten auf. In Gesprächen gibt er vor, viele Leute zu kennen und fragt gezielt nach ihm bekannten Namen von vermeintlichen Linken oder AntifaschistInnen.
Bei Nachfragen nach seiner vielen Leuten durchaus bekannten Nazi„vergangenheit“ schafft er es immer wieder mit der Aussteigernummer zu landen. Er behauptet fleißig, heute nichts mehr mit Nazis zu tun zu haben. Die Realität sieht jedoch erkennbar anders aus: Hacki nutzt und betreibt diese Gespräche und Kontakte, um weitere Informationen über seine „Feinde“ zu sammeln, um seine persönliche Profilneurose zu putzen und er versucht bei allen sich bietenden Gelegenheiten Frauen abzuschleppen. Beliebte Aufenthaltsorte von Hacki sind unter anderem der Schlachthof, der Tower, diverse Lokalitäten in der Bahnhofsvorstadt und – natürlich – das Weserstadion. Nach den Fußballspielen geht er besonders gerne mit SHARP-Skins saufen.
Ein eindeutiger Nazi muss nicht immer mit Glatze und Bomberjacke oder Seitenscheitel und Parteibuch rumrennen und ständig seine Intoleranz nach Außen tragen. Wie das Beispiel Hacki zeigt, kann er auch offen, stark an Subkulturen orientiert sein und im Autonomen- und HipHopper-Outfit rumrennen. Aber bekanntermaßen kommt es auf den Inhalt an.
Aufgrund seiner Anti-Antifa- und sonstigen politischen Aktivitäten empfehlen wir noch einmal ausdrücklich, Gespräche mit ihm zu meiden, Unwissende über ihn aufzuklären und – falls möglich – ihn aus den Locations zu entfernen. Wir sind der Meinung, dass solchen Leuten eindeutig gezeigt werden muss, dass ihre Meinung nicht akzeptiert ist und sie sich nicht wie ein Fisch im Wasser im Umfeld von fortschrittlichen Subkulturen bewegen können. Er war und ist ein Neonazi!
Zum Schluss soll nochmal Hacki zu Wort kommen (aus einem Interview mit dem „Skinhead-Experten“ Klaus Farin):
„Mein Wunsch? Was ich gerne möchte? Ein nationalsozialistisches Deutschland. Nee echt, so’n SA-Sturm, wo ich mitmarschieren kann, das wär’s. Dann würd ich auch kein Skinhead mehr sein. Dann hab ich meine Aufgaben, Parteiarbeit, andere Leute irgendwie überzeugen. Übungen machen, alles, was so ein SA-Mann halt macht.“
Wir sind natürlich für alle Informationen über Hackmann dankbar.
Was sind eigentlich „Freie Nationalisten“
Die sogenannten „Freien Kameradschaften“ sind als direkte Folge der Parteien- und Organisationsverbote 1992/93 entstanden. Der direkte regionale überschaubare Kreis von Neonazi-AktivistInnen bildet die Kameradschaft. Sie ist eingebunden in einen Kreis aus SysmpathisantInnen, aus dem rekrutiert werden kann und der die soziale Absicherung der Kameradschaft bildet. Nach außen hin geben sich die Kameradschaften als lose Zusammenschlüsse ohne logistische Führung. Bundesweit allerdings werden sie von einem Netz altgedienter Kader gesteuert, unter ihnen das Aushängeschild Christian Worch aus Hamburg. Die „Freien Kameradschaften“ treten auch unter dem Namen „Freie Nationalisten“ auf.