14. Mai 2006, Dörverden. Etwa 500 Menschen demonstrieren am Sonntag zum fünften Mal gegen das Neonazizentrum auf dem ehemaligen Bundeswehrgelände „Heisenhof“.
Text des Antifaschistischen Recherche-Teams Verden (ARTV) dazu:
„Etwa 500 Menschen demonstrierten an diesem Sonntag zum fünften Mal gegen das Neonazizentrum auf dem ehemaligen Bundeswehrgelände „Heisenhof“. Erstmals beteiligte sich auch ein Motorradkorso aus Nienburg an diesem Spaziergang. Als Redner traten Elke von Meding von der KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen, eine Aktivistin der Gruppe Avanti-Hannover sowie der CDU-Bundestagsabgeordnete Reinhard Grindel auf. Dieser lobte das von konservativen CDU-Anhängern dominierte „Dörverdener Bündnis für Toleranz und Demokratie“ für seinen „entschlossenen Protest gegen Rieger und dessen Aktivitäten“. Ihnen soll es zu verdanken sein, dass Rieger es bisher angeblich nicht geschafft habe aus dem Heisenhof ein rechtsradikales Tagungszentrum und eine Propagandastätte zu machen. Woher Grindel diese scheinbaren „Informationen“ hat, ist nach solchen Aussagen nicht mehr allzu schwer zu erraten: So spricht der aktuelle Verfassungsschutzbericht für Niedersachsen von einem „Stillstand“ auf dem Neonazizentrum („Zu diesem ‚Stillstand‘ hat starker demokratischer Protest aus der Region beigetragen, der nicht zuletzt von der besonderen Aufmerksamkeit und dem konstruktiven Zusammenwirken örtlicher und überregionaler Behörden unterstützt wurde.„Quelle: Nds.-VS-Bericht 2005 S. 16).
Steckt vielleicht bewusste Parteipolitik der CDU-lastigen Geheimdienstbehörde dahinter? Fakt ist, dass die niedersächsischen Schlapphüte so einiges verschwiegen haben was bisher auf dem Heisenhof geschah:
- So besuchen regelmäßig Jugendliche aus der Verdener Region den Heisenhof.
- Während der Bundestagswahl 2005 diente der Hof als Wahlkampfzentrale der NPD-Niedersachsen.
- Im Oktober 2005 wurde bei einer Durchsuchung des Heisenhofes eine Schreckschusspistole sichergestellt, mit der Malte Bormann zuvor auf 2 Jugendliche geschossen hatte.
- Riegers Artgemeinschaft sowie die örtlichen NPD/JN-AktivistenInnen pflegen und renovieren das Gelände und die Gebäude des Heisenhofes stetig.
- Der in der Garage des Heisenhofes geparkte grüne VW-Bulli (VER-E-574) diente auf etlichen Naziaufmärschen als Lautsprecherwagen.
- Das vor dem Gelände des Hofes errichtete „Mahnmal für die ZwangsarbeiterInnen der ehemaligen Pulverfabrik Eibia“ wurde bereits mehrmals von den Bewohnern des Heisenhof geschändet.
- Noch immer wohnen und treffen sich Neonazis auf dem Heisenhof!
Von einem „Stillstand“ auf dem Heisenhof kann also keineswegs gesprochen werden – vielmehr sollte darüber nachgedacht werden, warum solche Fehlinformationen von der Behörde verbreitet werden.
Worum es dem CDU-Mitglied Grindel jedoch dann wirklich ging, offenbarte er seinen Zuhörern wenig später: Sollten, wie leider zu erwarten, NPD-Mitglieder in den Dörverdener Gemeinderat gewählt werden, (bei der Bundestagswahl 2005 kam die NPD im Wahlbezirk Dörverden auf 4,04%, zudem gibt es bei der Kommunalwahl keine „5%-Hürde“) würde dies „Investoren abschrecken“ und „bundesweite Negativberichte zur Folge haben“. Ihm sei es wichtig „Jugendliche aus der Szene heraus zu holen“, weil diese „oft gar nicht ideologisch vorgeprägt seien und nur die Freizeitangebote der Neonazis attraktiv fänden.“ Merkwürdig ist dann nur, dass die CDU seit Jahren Kürzungen bei der Jugendarbeit vornimmt und langjährige Projektarbeit gegen Neonazis nicht unterstützt.
Während des gesamten Sonntagsspazierganges ließen sich die Bewohner des Heisenhof, bis auf Andy Fürstenberg, der das Geschehen durch ein Fenster beobachtete, nicht blicken. Stattdessen trafen sich die Neonazis (u.a. Janine Blass, Malte Bormann, Matthias Schultz und Daniel Fürstenberg) zusammen mit Aktivisten der „Nationalen Offensive Schaumburg“ in Bad Nenndorf um dort ihre angemeldete Kundgebung aufgrund der geringen Teilnehmerzahl wieder abzusagen“.