23. August 2013, Bremen. Die rechtspopulistische Kleinstpartei „Bürgerbewegung Pro Deutschland“ bereist im Rahmen einer deutschlandweiten Wahlkampftour auch Bremen. Wie auch in anderen Städten planten sie, vor einer wilden Mischung aus irgendwie „linken“ und einigen vermeintlich „islamistischen“ Zentren Kundgebungen abzuhalten. Auf der geplanten Route für Bremen finden sich neben einem islamischen Kulturzentrum am Breitenweg und einer Moschee in Gröpelingen auch der Bremer Infoladen, das ZAKK, ein Wohnprojekt in der Grünenstr. sowie das Kurzschluss in der Neustadt. Das Bremer Stadtamt genehmigte allerdings für Station 3 und 4 nur eine gemeinsame Kundgebung, und zwar auf dem Goetheplatz vor dem Theater.
Morgens um etwa halb Zehn erscheint unter der Führung von Manfred Rouhs (seines Zeichens Ex Junge Union, Ex-CDU, Ex-JN, Ex-NPD, Ex-REP, Ex-DLVH, Ex-Pro Köln ...) auch tatsächlich ein Kleinbus mit unter 10 Nazis, die zunächst neben dem Bundeswehr-Hochhaus und anschließend in Gröpelingen versuchen, ihre Hetze kundzutun. Beide Male werden sie von der Polizei in großräumige Gitter-Gehege verfrachtet, und beide Male wird ihre Hetze von 50–100 zumeist jungen Leuten gestört. Aufgrund von Trillerpfeifen und Zwischenrufen ist auch für zufällig vorbeikommende Passant*innen kaum was zu verstehen, ganz generell hält sich das Interesse der Bevölkerung an den „Inhalten“ der Hetzclique in engsten Grenzen.
Mittags kommt es dann auf dem Goetheplatz zu größeren Protesten, auch das Polizeiaufgebot hat merklich zugenommen. Als das rechte Häuflein schließlich von der Polizei auf den Platz eskortiert wird, fliegt neben etlichen Wasserbomben auch Gemüse unterschiedlichsten Reifegrades. Irritierte Polizeibeamte versuchen mehrmals noch Minuten später, vermeintliche Werfer*innen dingfest zu machen, was wiederum zu noch mehr Gerangel und Durcheinander führt.
Mitarbeiter*innen vom Theater Bremen protestieren währenddessen unüberhör- und ‑sehbar mit lauter klassischer Musik und einem großen Transparent gegen das rechte Spektakel unter ihnen, sogar einige Eier fliegen vom Balkon.
Bei der nächsten Station „Am neuen Markt“ in der Neustadt findet sich außer drei regionalen Pro D‑Unterstützern niemand der importierten Pöbeltruppe ein. Dafür sind aber mehrere Hundert Antifas – deutlich Punk/Hardcore-dominiert 😉 – auf der Straße und blockieren nicht nur Zufahrtsrouten, sondern auch alle denkbaren Kundgebungsplätze vor Ort. Die Polizei legt „Pro Deutschland“ deshalb nahe, diese Kundgebung zu überspringen und ihre letzte Station vorzuziehen, was auch geschieht: Trotz hunderter Protestierer*innen kann Pro‑D hier dank eines massiven Polizeiaufgebots in einer kleinen Wohnstraße wieder Hetze verbreiten, es gibt abermals mehrere Personalienfeststellungen durch die Staatsmacht.
Unterm Strich lässt sich festhalten, dass erfreulich viele Leute von morgens bis abends auf der Straße waren, um dem Grüppchen Provo-Faschos zu zeigen, dass sie absolut unerwünscht sind. Dieses gemeinsame Zeigen von Solidarität mit den betroffenen Projekten ist rückblickend auch sicherlich als wichtiger anzusehen, als die Gefahr, dass sich ein hinter der Polizei versteckender kleiner Nazihaufen durch ein provoziertes Medienspektakel selbst in Szene setzen konnte.
Siehe auch:
Berichte und Pressespiegel bei „end of road“
Hoffnung auf Eskalation (taz)
Fotos bei Recherche Nord und dissent.images
nachtrag – zivis bei den gegenaktionen am 23.08. (linksunten.indymedia.org)
Fotos: