18. Oktober 2002, Bremen-Blumenthal. Am Abend findet eine antifaschistische Kundgebung mit Konzert und Filmen im Lüssumer Ring in Bremen-Nord statt. Damit soll auf die Bremen-Norder Naziszene hingewiesen und eines ihrer aktivsten Mitglieder, Jörg-Hendrik Wrieden, benannt werden. Neben Essen und Trinken gibt es einen Büchertisch, einen Film über Wrieden und seinesgleichen in Bremen-Nord und musikalische Abwechslung durch die Bremer HipHop-Band „TOASTARS“.
Etwa 150 AnwohnerInnen (viele Jugendliche) und Antifas nehmen an der Kundgebung teil, verteilen dreisprachige Flugblätter (deutsch, türkisch, russisch) in Briefkästen und schnacken miteinander. Die massig anwesende Polizei sperrt stundenlang die Straßen ab und versucht zu verhindern, dass größere Gruppen den Ort verlassen. Nach knapp 3 Stunden endet der Abend mit einer lautstarken Spontandemo durch das Wohnviertel.
Nazis ließen sich trotz einer großmäuligen Ankündigung im Vorfeld (Zitat von NPD- und JN-Homepage: „Freie Nationalisten aus Bremen-Nord haben bereits ihr Erscheinen angekündigt, falls diese Kundgebung von den Ordnungskräften nicht unterbunden wird“) nicht blicken. Besser so.
Aus dem verteilten Flugblatt:
„...Fakt ist auf jeden Fall, es ist nicht irgendein kleiner Spinner, der hier wohnt (die wohnen hier auch, wie überall). Hauptsächlich wollen wir auf den Nazifunktionär Jörg Wrieden aufmerksam machen. Jörg Wrieden ist Landesvorsitzender der Bremer NPD. (NPD = Nationaldemokratische Partei Deutschlands, die die im Moment die meisten Nazis versammeln, die die meisten Aufmärsche veranstalten und gegen die schon seit einiger Zeit ein Verbotsverfahren läuft, was nur deshalb nicht vorangeht weil es Politik und Verfassungsschutz total versaut haben.) (...)
Er hat gute Kontakte zu den nicht ganz so parteimäßig organisierten „Freien Kameradschaften“ und er wird, wenn ihm nicht irgendwann Steine in den Weg gelegt werden, dort auch weiter aktiv sein, ob mit oder ohne NPD, denn er ist auf extremer Linie was Ausländerfeindlichkeit und ähnliches angeht, gerade kürzlich wurde er wegen Volksverhetzung und Verwendung von Nazisymbolen zu einem Jahr Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt. Er hat in der Region eine führende Rolle in der Naziszene.
Wir sagen dir seine Adresse und seinen Namen in der Hoffnung, dass das was nutzt sein Leben schwerer zu machen. Er wohnt in der Lüssumer Heide 44, sein Telefon ist 6098618 und sein Auto ist ein roter Polo mit dem Kennzeichen HB-XN 21.
Er wird schon viel zu lang in Ruhe gelassen. (...)“
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