11. Mai 2002, Bremen-Blumenthal. Etwa 150 Leute demonstrieren am Vormittag gegen das Erstarken der Nazi-Szene in Bremen-Nord. Am Rande kommt es zu einer handfesten Schlägerei mit einem Teil der „Kameradschaft Bremen-Nord“, da einige ihrer Mitglieder die Kundgebung aus der Kneipe des Hotels „Union“ beobachten. Ergebnis sind Verletzte auf beiden Seiten sowie lächerliche Heldengeschichten der betroffenen (getroffenen) Nazis auf der Bremer NPD-Seite. Vor der Wohnung des Nazis Andre Heeren in der Rudolf-Breitscheidt-Str. 2 gibt es noch eine kurze Kundgebung.
Siehe auch: Antifa reizt zu Tränen (taz-Artikel)
Fotos:
Presseerklärung zur Kundgebung:
Nach zwei Brandanschlägen auf Wohnhäuser von MigrantInnen in Bremen-Blumenthal, demonstrierten heute 150 Menschen gegen die zunehmenden Aktivitäten von rechts. Am heutigen Samstag, den 11.05.02, haben antifaschistische und antirassistische Initiativen zu einer Kundgebung auf dem Marktplatz in Bremen-Blumenthal aufgerufen.
Hintergrund der Kundgebung sind zwei Brandanschläge, die in der Nacht vom 26.04. auf den 27.04.02 auf von MigrantInnen bewohnte Häuser verübt wurden. 8 Personen mussten mit Rauchvergiftungen ins Krankenhaus gebracht werden, ungefähr 20 Menschen stehen wegen des Brandes in ihren Wohnungen vor dem Nichts. Der oder die TäterInnen sind bis heute nicht bekannt. Dass es aber ein faschistisch oder rassistisch motivierter Anschlag war, ist in der Region Bremen-Nord mehr als warscheinlich.Denn: Die Neonazi-Szene in der Region Bremen hat sich in den letzten Jahren immer stärker formiert. In Bremen-Nord und Schwanewede haben sich faschistische Strukturen gebildet, die schon oft in vielfältiger Art und Weise in Erscheinung getreten sind. Die stärkste Kraft sind dabei die NPD und ihre Jugendorganisation JN sowie die „Kameradschaft Bremen-Nord“. Faschistische Plakate und Aufkleber, Angriffe gegen „unliebsame Personen“, Aufmärsche, ein geplanter Bombenanschlag und ein wegen Volksverhetzung verurteilter NPD-Chef Jörg Wrieden aus Blumenthal – die Neonazis haben einiges zu bieten.
Zuletzt machte die Bremen-Norder Naziszene am 20.04. anlässlich des Hitler-Geburtstages auf sich aufmerksam. Auf dem Gelände einer KZ-Gedenkstätte feierten 30 Nazis bis in den späten Abend, nicht unweit der Straße, wo sechs Tage später die Häuser angezündet wurden. Gründe und Anlässe, um in genau diesem Stadtteil auf die Straße zu gehen, gibt es mehr als genug. Deshalb trafen sich am Samstagmorgen um 11.00 Uhr ungefähr 150 Leute auf dem Marktplatz in Blumenthal, darunter viele Jugendliche und Familien aus den betroffenen Häusern. Nach einer kurzen Auftaktrede zur Situation in Bremen-Nord und im Umland wurde eine Spontan-Demonstration angemeldet. Der Demozug bewegte sich durch Blumenthal bis zur Gedenkstätte „Bahrs Plate“, wo ein Vertreter der VVN/BdA Bremen einen Redebeitrag zur Geschichte der ZwangsarbeiterInnen im Nationalsozialismus in Blumenthal hielt. Danach ging es in die Rudolf-Breitscheid-Str., wo in der Hausnummer 2 der bekannte Faschist Andre Heeren geoutet wurde. Danach ging es zum Marktplatz zurück, wo sich nach einem abschließenden Redebeitrag der antifaschistischen und antirassistischen Initiative „kick it!“ die Demonstration auflöste.
Es war gut und wichtig heute in Blumenthal zu demonstrieren. Die betroffenen Menschen haben praktische Solidarität erfahren und der deutsche Vorgarten-Mob musste einmal mehr hinterm Gartenzaun stehenbleiben. Dennoch müssen antifaschistische und antirassistische Aktivitäten vor Ort weitergehen.
Haltet Augen und Ohren offen!
Keinen Raum – Keine Straße – Keine Stadt den Nazis und RassistInnen!Antifaschistinnen und Antifaschisten aus Bremen und Umland